Gottfried Zurbrügg -
Geschichten aus der Heimat, hautnah erzählt

Wie im "Wellenreiter", dem Roman zur Schwarzwaldflößerei. 

Gottfried Zurbrügg -<br>Geschichten aus der Heimat, hautnah erzählt

Gottfried Zurbrügg ist wahrlich mehr als ein Geschichtenerzähler. Der Schriftsteller aus Passion nimmt es genau mit der Historie. Und versteht es trotzdem, Geschichte zu Geschichten zu verweben. Und den Menschen in der Region in der sie spielt, ein Gesicht, eine Seele zu geben.

Er kommt aus Bielefeld, aber plötzlich sind Nordrach, Gengenbach, Zell am Harmersbach für ihn der Mittelpunkt der Welt. Er hat Chemie studiert, war Lehrer, hat später noch eine Prädikantenausbildung in Freiburg gemacht und dann doch den weißen Laborkittel gegen den schwarzen Talar getauscht. „Sozusagen aus alter Familientradition heraus, wo fast alle Pfarrer waren.“ Er hat mit seiner Frau die Welt gesehen, war seelsorgerisch oft on tour und lebt heute doch am liebsten in Zell am Harmersbach. Und: Er schreibt Bücher, weil er schon als Kind ein Geschichtenerzähler war: „Die ersten Geschichten habe ich als Kind auf Einkaufstüten geschrieben.“ Schreiben tut der „Zugreiste“ Gottfried Zurbrügg, immer noch, am liebsten Geschichten aus der Region mit Menschen in der Region. Stoff, so der rührige Senior, biete die Region mehr als genug. Und manches Mal braucht es auch nur einen Auslöser, wie einen Stein, der bei ihm eine große Geschichte werden kann. Beim „Wellenreiter“, so Zurbrügg, war es der Gedenkstein von Auswanderern der Kolonie Nordrach, den er gefunden hatte und darauf den schlichten Satz: „wir gehen, damit ihr leben könnt“. Der Stein hat ihn nicht mehr los gelassen. Zurbrügg hat sich auf die Spuren der Flößer begeben, war an den historischen Orten, hat nach ihrer Geschichte gesucht und seine Geschichte über die Schwarzwaldflößerei geschrieben: „Welleneiter“. Eine gelungene Mischung aus Historie und Roman. Nah dran am Geschehen und so lebendig erzählt, als ob es erst gestern gewesen wäre. Den Stein, so Zurbrügg, habe er übrigens nicht mehr gefunden...

Orte mit Geschichte und viel Stoff für Geschichten: Gengenbach mit seinem Kräutergarten. Und Nordrach, hier die Kirche, wo wir Gottfried Zurbrügg trafen

Gottfried Zurbrügg ist einer, „der von außen reinschaut“, in die Gepflogenheiten der Region. Und mit viel Einfühlungsvermögen in die Seele ihrer Menschen. „Ganz besondere Menschen“, so Zurbrügg. Stolz seien sie bis heute, die Bürger der Region, die aus dem ehemaligen Reichsland beziehungsweise die aus den Reichsstädten. Und das ist es auch, was sie verbindet. Sie sind stolz darauf Bürger der Region, der Städte zu sein. Auch wenn „Reichsland“ und „Reichsstadt“ nur noch historische Bedeutung haben, so meint Zurbrügg bis heute die Auswirkungen zu spüren. „Die Dörfer sind immer noch geschlossener. Man redet miteinander, aber schweigt nach außen.“ Und bescheinigt auch heute durchaus mal einem Fremden, wie Zubrügg selbst geschehen, „schöne Bücher, aber Sie gehören nicht zu uns“. Gottfried Zurbrügg, der sich längst als Schwarzwälder fühlt, nimmt’s gelassen. Oder besser gesagt als Ansporn, weiter zu recherchieren, zu forschen, zu schreiben. Weil ihn die Region fasziniert, ihre landschaftliche Schönheit, die Menschen, „obwohl ich nicht ihre Sprache spreche“, die Traditionen, die hier noch gepflegt werden. Der Weltenbummler ist angekommen. Auch wenn er sich „überall heimisch fühlt“, er kommt gerne nach Hause in die zweite Heimat. Man spürt diese Verbundenheit des Autors zur Region. In seinen Geschichten, die zu erzählen er nicht müde wird. In seinen Büchern wie der „Wellenreiter“. „Geschichten können verbinden“, so sein Credo. Wenn einem dies gelungen ist, dann sicher ihm.